PYANOOK LAB

Ralf Schmids futuristisches Klavierprojekt experimentiert mit Augmented Reality

In Freiburg eröffnet Ralf Schmid eine neue Konzertreihe. Der Freiburger Klavierprofessor und die Startup-Firma MARBLE AR (Karlsruhe / Los Angeles) experimentieren im Kontext eines Piano Recitals mit Augmented Reality und freuen sich auf ein neugieriges Publikum, das gemeinsam mit Künstlern und Technikern zukünftige Konzertsettings entdeckt und entwickelt.

Ralf Schmid verbindet in seinem neuesten Projekt PYANOOK künstlerische und technische Innovation. Mit speziell angefertigten Datenhandschuhen steuert er während des Klavierspiels elektronische Klangverläufe und bewegt sich grenzenlos zwischen analogem und digitalem Music Flow. PYANOOK, entwickelt am ZKM Karlsruhe, debütierte mit großem Erfolg bei internationalen Festivals (zuletzt in Rio de Janeiro) und gilt als eines der innovativsten Musikprojekte der Szene.

MARBLE AR verbindet Live-Musik-Events mit Augmented Reality (erweiterter Realität). Die Ursprünge dieses Start-ups liegen in einem Projekt, mit dem die beiden Gründer, Paul Wehner und Tom Brückner, im März 2017 den renommierten SXSW-Hackathon in Austin, Texas gewonnen haben. Sie verwenden reale Gegenstände, die über die Kamera eines Smartphones erfasst werden, um sie mittels visueller Effekte zu überlagern und ihre Bewegungen in Musik und Licht umzuwandeln. Auf diese Weise wird Musik auf eine neuartige synästhetische und interaktive Weise erfahrbar. Hierfür wurde MARBLE AR erst kürzlich mit dem „BW goes Mobile Award“ ausgezeichnet.

Über den Dächern Freiburgs im Humboldtsaal öffnen PYANOOK und MARBLE im Mai 2018 das „PYANOOK LAB“. Turnusmäßig präsentieren sie innovative audiovisuelle Konzertsettings vor einem ausgewählten Publikumskreis. Nach 50 Minuten Performance gibt es ein Get-Together von Künstlern, Entwicklern und Publikum mit Feedbackrunde. Erste Termine sind: 4. Mai, 22. Juni, 20. Juli, 28. September. Der Eintritt ist frei. Unter www.marblear.com/pyanook kann man sich für ein Ticket registrieren, die limitierten Plätze werden in der Reihenfolge des Eingangs vergeben.

Wir sprachen mit Ralf Schmid.

Für was steht, was ist PYANOOK?
Ralf Schmid: PYANOOK ist ein futuristischer Klavierabend, eine Expedition in neue Dimensionen des Flügelklangs. Mit speziell angefertigten Handschuhen kann ich während des Spiels über kleinste Fingerbewegungen den Flügelklang manipulieren und mich damit grenzenlos zwischen akustischer Klanggewinnung und elektronischer Klangmanipulation bewegen. Es geht um die Befreiung des Klaviers, aber auch um Zusammenhänge von Sound und Bewegung, Mensch und Maschine.

Wie entstand PYANOOK und die Zusammenarbeit mit Pietro Cardarelli (Visual Act) und Michele Locatelli (Production)?
Ralf Schmid: Ich erforsche den Flügelklang seit vielen Jahren, im Innern des Instruments, in Tonvarianten à la John Cage und im Electro-Space. Speziell für mein PYANOOK-Setting habe ich als Artist in Residence in Oslo eine Suite komponiert, die ich dann am ZKM Karlsruhe produzieren konnte. Dafür habe ich meinen langjährigen Partner, den Produzenten Michele Locatelli, ins Boot geholt, und er hat die Idee entwickelt, dem Klang die Farbe hinzuzufügen. Der Licht-Designer, Videoartist und Bühnenkünstler Pietro Cardarelli kreiert für PYANOOK visuelle Komponenten, die sich um meine Bewegungsabläufe legen wie eine Traumlandschaft.

Wo treten Sie mit PYANOOK auf, für welche Art von Veranstaltungen ist PYANOOK ein Thema, welche Partnerschaften suchen Sie?
Ralf Schmid: Premiere war im September 2017 im E-Werk Freiburg, zuletzt habe ich in Rio de Janeiro beim RC4 Festival gespielt. Das Projekt mit seinen zwei Flügeln und Pietro Cardarellis Wolkenobjekten ist für große Konzertbühnen gedacht. Wir arbeiten auch an kleineren Varianten von PYANOOK, u.a. an einem Augmented Reality Labor, was ab Mai 2018 regelmäßig in Freiburg stattfinden wird.

www.ralfschmid.de
www.marblear.com/pyanook

Das Gespräch führte Kai Geiger.