© Kolumba Köln

KOLUMBA KÖLN

Kolumba ist das Kunstmuseum des Erzbistums Köln. 1853 gegründet als Diözesanmuseum Köln, trägt es seit 2004 den Namen »Kolumba«, der den Ort seiner neuen Beheimatung bezeichnet. Der lange vorbereitete Neubau in der Kölner Innenstadt ist seit dem 15.September 2007 geöffnet.

Ein Dreiklang von Ort, Sammlung und Architektur. Zweitausend Jahre abendländischer Kultur sind in einem Haus zu erleben. In der Kunst mit Werken der Spätantike bis zur Gegenwart. In der Architektur im Zusammenwirken der Kriegsruine der spätgotischen Kirche St. Kolumba, der Kapelle »Madonna in den Trümmern« (1950), der einzigartigen archäologischen Ausgrabung (1973-1976) und dem Neubau nach dem Entwurf des Schweizers Peter Zumthor.

ständige Ausstellung Jannis Kounellis Tragedia © Kolumba Köln
© Kolumba Köln

Das Kolumba verändert seine Präsentation einmal jährlich und stellt sie unter ein Motto. Das Jahresmotto 2020/2021bis einschließlich 19. August 2021 lautet „Das kleine Spiel zwischen dem ich und dem Mir. Kunst und Choreografie. Eine Kooperation von Kolumba und tanz.köln.

Das Kolumba wird kuratiert von Stefan Kraus, Ulrike Surmann, Marc Steinmann und Barbara von Flüe.

Das Kolumba Kunstmuseum des Erzbistums Köln kommt durch eine spätgotische Kirche zu seinem außergewöhnlichen Namen. Die Kirche St. Kolumba, zu der im Mittelalter die größte Pfarrgemeinde Kölns gehörte, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört; auf ihrem Boden steht nun das Kolumba Museum. Der Museumsneubau des Schweizer Architekten und Pritzker-Preisträgers Peter Zumthor ist ein architektonisches Meisterwerk und mit diversen Architekturpreisen ausgezeichnet worden, darunter der DAM Preis für Architektur in Deutschland 2008 und der Architekturpreis NRW 2011.


Architektur © Kolumba Köln

ständige Ausstellung Elfenbeinkruzifix, Rheinland, 2. Hälfte 12. Jh. © Kolumba Köln

Der 2007 eröffnete Museumsbau wurde auf dem Grundriss der zerstörten Kirche unter Einbeziehung der verbliebenen Mauerreste St. Kolumbas errichtet. Er vereint Alt und Neu, indem er die Kapelle "Madonna in den Trümmern" von Gottfried Böhm aus dem Jahr 1950 und die Ruinen der Kolumba-Kirche in den Neubau integriert

2013 kürte die deutsche Sektion des internationalen Verbandes der Kunstkritiker (AICA) das Kolumba zum "Museum des Jahres 2013". In der Begründung hieß es, das Museum zeichne sich durch eine "hervorragende Architektur" sowie durch eine "qualitätvolle Sammlung aus, die den Bogen zwischen alter und zeitgenössischer Kunst spannt". Außerdem gebe Kolumba auch Künstlern eine Öffentlichkeit, "die gemeinhin wenig Medieninteresse gewinnen

ständige Ausstellung Hof  Hans Josephsohn Grosse Liegende Untitled Capture © Kolumba Köln

In die Weite
Aspekte jüdischen Lebens in Deutschland
15.9.2021 - 15.8.2022
Eine Kooperation von
MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln, und Kolumba. Kunstmuseum des Erzbistums Köln

Im Jahr 321 erließ der römische Kaiser Konstantin ein im ganzen Reich gültiges Gesetz. Es besagt, dass Juden städtische Ämter in den Kurien, den römischen Stadträten bekleiden durften und sollten. Dieses an die Kölner Kurie adressierte Schreiben, das in seiner ältesten erhaltenen Abschrift als Leihgabe der Biblioteca Vaticana bis zum 11. Oktober in der Ausstellung zu sehen sein wird, ist die früheste schriftliche Quelle zur Existenz von Jüdinnen und Juden nördlich der Alpen. Somit kann jüdisches Leben in Deutschland auf eine mindestens 1700-jährige Geschichte zurückblicken.

Geschichte selbst kann man nicht ausstellen. Wohl aber kann man anhand von erhaltenen Dingen Geschichten erzählen. Mit einer Auswahl von über 100 internationalen Leihgaben, die zu einem Teil über die Dauer des Jahres wechseln werden, zeigen wir Objekte, die über jüdisches Leben in Vergan­genheit und Gegenwart facettenreich berichten. Mit Kunstwerken der Kolumba-Sammlung werden die angesprochenen Themen um eine existentielle und emotionale Erfahrung bereichert. Denn im Unterschied zu den an ihre Faktizität gebundenen Dingen werden wir mit den Werken der »freien Kunst« jenen Anteil von Geschichte ansprechen, über den man nicht als Faktum berichten kann; mithin das nicht Benennbare, das Geglaubte und nur Träumbare, das vage Aufscheinende und das Unvorstellbare. Durch die angesprochenen Objektwechsel im Laufe des Ausstellungsjahres bleibt die Ausstellung dynamisch, sie wandelt ihr Gesicht, ohne den Charakter zu verändern und bietet so über die Zeit immer wieder neue Aspekte und Anknüpfungspunkte.

Bildcredit:

Raum 13
Sukka
(Laubhütte) aus der Synagoge in Rottenburg-Baisingen, 1920er Jahre, Schablonenmalerei (Rottenburg a. Neckar, Stadtarchiv und Museen)
Michael Buthe Ohne Titel 1992, Acryl, Pigment, Gold- und Silberbronze, montierte Gegenstände, auf 11-teiliger Tischlerplatte
Michael Buthe Der Wanderer 1972, Blechtonne, Holz, Forsythienzweige und Textilien
Foto: Kolumba © VG Bild-Kunst, Bonn

Siegeszug der Römer. Relief, Foto © Schnepf

Die ausgestellten Gemälde aus der Sammlung von Kolumba knüpfen an eine Kunstströmung an, die vor allem in Amerika ab Mitte des 20. Jahrhunderts von in der jüdischen Kultur verwurzelten Künstler*innen in deutlicher Abgrenzung zu den christlich geprägten Bildkonzepten europäischer Kunstgeschichte postuliert wurde. Ein dem Protagonisten des Abstrakten Expressionismus, dem Maler Marc Rothko, 1972 gewidmetes Gemälde des jüdischen Malers Frederic Thursz kann hier als eines der Beispiele genannt werden. Mit weiteren Werken, etwa der Skulptur Die Untergegangenen und die Geretteten von Richard Serra, die ursprünglich für eine Ausstellung in der kleinen Synagoge in Stommeln entstand, der permanent gezeigten Installation Tragedia Civile von Jannis Kounellis, die sich auf die Schoa bezieht, der mechanisierten Skulptur des »jüdischen Koffers« von Rebecca Horn und weiteren Werken der Sammlung, ist Kolumba auf diesen Dialog bestens vorbereitet. Die unfassbare und nicht darstellbare Katastrophe der Schoa sucht durch diese künstlerischen Korrespondenzen eine Annährung. Es ist ein Anliegen der Ausstellung, der Vielfalt jüdischen Lebens mit den Geschichten eines Jahrhunderte währenden Zusammenlebens, das sich zwischen Miteinander und Ausgrenzung bewegt, zu begegnen.

In einem besonderen Raum wird – als Museum im Museum – mit der vollständig erhaltenen Genisa (ein Raum zur Aufbewahrung von jüdischen liturgischen Schriften) der ehemaligen Synagoge aus Niederzissen, die als dritter Partner im Projekt ist, einer der eindrücklichsten Funde zur jüdischen Kultur in Deutschland ein ganzes Jahr lang in Köln präsent sein.

Bildcredit:

Raum 1 Foyer
Siegeszug der Römer mit den Kultgeräten aus dem Tempel in Jerusalem nach der Eroberung der Sadt
, Relief vom Titusbogen in Rom (81-96), Gipsabguss von Vifgilio Gerhardi, Rom, um 1900 (Leipzig, Antikenmuseum der Universität)

Rebecca Horn, Berlin Earthbound 1994, mechanisierte Skulptur Foto: Lothar Schnepf © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

In der ungewohnten Verbindung von historischer und ästhetisch-künstlerischer Annäherung ist die Ausstellung ein Experiment. Sie geht das Wagnis ein, im Spannungsfeld von Geschichte und Ästhetik die Perspektive auf jüdisches Leben in Deutschland neu zu fokussieren. In Zeiten wachsender Intoleranz und antisemitischer Anfeindungen will die Ausstellung Aspekte des jüdischen Lebens vergegenwärtigen. Der Blick In die Weite schafft so Nähe. Er birgt eine Ambivalenz, ohne die sich das Thema nicht fassen lässt und gibt der Vorstellung Raum, dass jüdische Kultur und Geschichte auch an die Notwendigkeit der Wanderschaft gebunden und mit Ausgrenzung, Pogromen, Verfolgung und Deportation verbunden war. Nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie soll die Ausstellung eine Atmosphäre des Aufbruchs und der Reise bieten und zur Erweiterung von Erkenntnis führen.

Zur Ausstellung erscheint ein Taschenbuch als Kurzführer (176 Seiten). Hier finden die Besucher*innen Erläuterungen zu den historischen Hintergründen und verbindenden Narrativen aller ausgestellten Werke. Unmittelbar nach Eröffnung entsteht ein Bildband, der Raumaufnahmen beinhalten und zentrale Exponate abbilden wird. Die Kombination von Taschenbuch und Bildband verleiht der Ausstellung über ihre Laufzeit hinaus Bestand.

www.miqua.lvr.de
www.kolumba.de
www.ehem-synagoge-niederzissen.de